Kleine Wollkunde

Mit der kleinen Wollkunde möchte ich einen kurzen Einblick in die Welt der Naturhaare geben, denn Wolle ist nicht gleich Wolle. 

Alpaka

Alpakafaser zählt zu den wertvollsten und edelsten Naturfasern der Erde. Mit einer durchschnittlichen Faserstärke von 20 – 22 Mikron ist das Alpakahaar zehnmal feiner als ein menschliches Haar.

Da Alpakafaser im Gegensatz zu Schafwolle fast kein Lanolin enthält, können Allergiker die Wolle problemlos tragen. Stoffe aus Alpaka kratzen in der Regel nicht, da sie eine eng anliegende Schuppenstruktur haben. Sie fühlen sich weich und seidig an, sind thermoregulierend und antibakteriell.

Im Winter ist die Wolle warm ohne zu schwitzen und im Sommer angenehm zu tragen. Das Alpaka hat seine Heimat im Hochland von Peru, Bolivien und Chile. Inzwischen werden die Tiere auch in Europa, Australien, Neuseeland und Kanada gehalten und erfreuen sich großer Beliebtheit. Der Großteil der Wolle kommt aus Peru, wo auch die faserverarbeitende Industrie vertreten ist.

Die Tiere werden einmal im Frühjahr geschoren, damit sie in der heißen Jahreszeit nicht überhitzen. 

Vikunja

Edler geht es nicht. Während Kaschmir längst ein Massenprodukt ist, ist Vikunja der pure Luxus. Vikunja ist weich, seidig und von einzigartigem Glanz. Die Tiere werden nur alle 2 Jahre geschoren und der Ertrag pro Schur von einem Vikunja liegt bei ca. 500g. Die Wolle des Vikunjas ist so fein, dass sie zurecht als Faser der Götter bezeichnet wird – das Tragen von Kleidung aus Vikunja war ausschließlich den Inka-Oberhäuptern vorbehalten. 1976 wurden die Tiere unter das Washingtoner Artenschutzabkommen gestellt, weil die einstige Millionenpopulation auf ca. 5000 Exemplare geschrumpft war. 

Ausfuhr und Handel von Vikunja-Wolle waren verboten. Der Bestand erholte sich, so dass die Restriktionen 1994 glockert wurden und sich das italienische Luxuslabel Loro Piana mit der peruanischen Regierung auf eine Exporterlaubnis einigte. Inzwischen leben wieder ca. 300000 Vikunjas in Bolivien, Peru, Chile und Argentinien. Die deutsche Strumpfmarke Falke bietet Socken aus Vikunja auf Anfrage zum Preis von 860 Euro pro Paar. Auch einige Marken wie Apu Kuntur und Kuna bieten traumhafte Schals aus Vikunja zum Preis von 2000 Euro an.

Yak

Das Yak ist ein Weiderind aus Zentralasien und in China, der Mongolei und im Süden Sibiriens beheimatet. Sein Fell besteht aus mehreren Schichten. Das feine Unterhaar wird nach dem Winter ausgekämmt und zur Herstellung von Garn genutzt. Aus dem groberen Grannenhaar werden Decken hergestellt. Die feinen Fasern des Yak liegen zwischen 16-18 Mikron und gelten als besonders verträglich für Allergiker.

Merino

Je nach Rasse ist die Wolle unterschiedlich dick, die feinste stammt von Merinoschafen. Fast 90 Prozent der Merinowolle kommt aus Australien und Neuseeland. Immer mehr Hersteller aus dem Outdoor- und Sportbereich setzen auf Merino als Ersatz für Kunstfasern. Merinowolle ist sehr fein, so dass man aus ihr auch Unterwäsche herstellen kann. Es gibt rund 65 Millionen Schafe in Australien, die meisten davon sind Merinos. Leider ist die Praxis des Mulesing dort weit verbreitet, weil den Tieren zum Zweck der Optimierung des Ertrags besonders viele Falten angezüchtet wurden. In den verunreinigten Hautfalten im Afterbereich legen Fliegen ihre Eier ab, die Maden fressen sich in das Gewebe, was zu Entzündungen führt. Aus diesem Grund wird das Mulesing durchgeführt. Den Tieren werden die Hautfalten um den Afterbereich ohne örtliche Beteubung weggeschnitten. Seit 2016 wurde der Responsible Wool Standard entwickelt, auf Initiative von H&M und in der Zusammenarbeit mit der Non-Provit-Organisation Textile Exchange. Inzwischen haben sich Unternehmen wie Kerin (Gucci, Bottega Veneta), Patagonia und Ikea der Initiative angeschlossen. Zu den Anforderungen des Siegels gehört nebender Einhaltung bestimmter Umweltstandards auch das Verbot von Mulesing. 

Mohair

Mohair ist das Haar der Angoraziege, die in Südafrika und Lesotho beheimatet sind. Rund 50 Prozent des weltweit produzierten Mohairs stammen aus Südafrika. Wegen tierquälerischen Praktiken und Umweltschäden (Versteppung durch Überweidung) ist die Faser ins Gerede gekommen. H&M hat mit seinen Untermarken schon 2018 angekündigt, bis 2020 Mohair aus seinen Kollektionen zu verbannen.

Hessnatur setzt wiederum auf nachhaltig produziertes Mohair. 

Angora

Das Fell des Angorakaninchens ist extrem weich und flauschig und wird zur Herstellung von Kleidungsstücken genutzt. Es ist wärmer als Schafwolle, feiner und leichter als Kaschmir.

Ca. 90 Prozent der Angorafasern stammen aus Massenfarmen in China, wo die Tiere einzeln in Käfigen gehalten werden. Um an die Haare zu gelangen, werden die Tiere fixiert, gerupft oder geschoren.Eine Kampagne der Tierrechtsorganisation PETA führte dazu, dass sich einige große Marken wie H&M, C&A seit 2013 entschieden haben, keine Angora-Produkte mehr zu führen.

Der Angorawäschespezialist Medima setzt auf das Siegel „Caregora“, das auf dem Animal WelfareCode des englichen Landwirtschaftsministerium beruht. 

Kaschmir

Was früher der Lambswool-Pulli war, ist seit ein paar Jahren der Kaschmirpulli. Das edle Material hat den Massenmarkt erreicht. Die weiche Faser ist leicht gewellt und sehr elastisch und stammt aus dem Unterhaar der Kaschmirziege, die in der Mongolei und China heimisch ist. Die beiden Länder sind der Hauptproduzent für Kaschmir, was inzwischen für Umweltprobleme sorgt. Nachdem PETA 2019 tierquälerische Praktiken bei der Kaschmirgewinnung aufgedeckt hat, haben einige Modeunternehmen angekündigt, auf das Material zu verzichten. Auch hier wurde ein neues Siegel „The Good Cashmere Standard“ entwickelt. Die ersten Produkte aus GCS-zertifiziertem Kaschmir sollen Ende 2020 auf den Markt kommen. 

Naturfasern sind etwas sehr wertvolles und der Kunstfaser weit überlegen. Beim Kauf von Kleidung aus Naturfasern sollte man auf den Preis und auf die Herkunft achten, da der höhere Preis oft schon ein Zeichen für gute Qualität und faire Arbeitslöhne ist. Der Produktionsweg von der Rohwolle bis zum fertig verarbeiteten Kleidungsstück ist sehr aufwändig und teilweise mit viel Handarbeit verbunden.

Ein Kaschmirpullover für 90 Euro schadet dem Tier und der Umwelt. In der heutigen Zeit ist fast Fashion das neue Geschäftsmodell. Schneller und günstiger geht jedoch einher mit niedrigen Löhnen und ökologisch unverantwortlichen Praktiken in der Herstellung. Die Kombination aus schlechter Qualität und niedrigen Preisen führt wiederum zu einer kürzeren Nutzungsdauer der Kleidung und fördert die Wegwerfmentalität.

Das Siegel GOTS (Global Organic Textile Standard) ist ein weltweit angewendeter Standard für die Verarbeitung von Textilien aus biologisch erzeugten Naturfasern. 

 

Quellenverzeichnis:

Wikipedia

https://www.welt.de/icon/mode/article205034974/Alpaka- bis-Yak-Welche-Wolle-kommt-von-welchem-Tier.html